„Je weniger Eingriffe, desto besser für Tiere im Garten“
BUND-Sprecherin Birgit Jakubzik über nachhaltiges Gärtnern
Die 51-jährige Birgit Jakubzik aus dem Ortsteil Kirchlinde bei Holzen ist Sprecherin des BUND in Arnsberg. Seit 2005 gehört sie der Naturschutzorganisation an. Unsere Zeitung sprach mit ihr im Rahmen der Projektserie „Zukunft pflanzen“ über den Reiz eines nachhaltigen Gartens.
Kann man im Garten eigentlich viel falsch machen?
Birgit Jakubzik: Wenn man einen Garten hat wie alle schon. Ein klassischer Bundesgartenschau-Garten ist für unsere Tiere halt nicht so toll. Man braucht wirklich kein großer Gärtner sein, um seinen Garten nachhaltig zu gestalten und was für die Umwelt zu machen. Je weniger Eingriff desto besser. Einfach mal gar nichts machen und die Natur arbeiten lassen, ist auch gut.
Wenn ein Gartenbesitzer umdenken will: Was sind für ihn leichte Schritte für den Anfang?
Das fängt schon damit an, den Rasen mal nicht ganz so häufig zu mähen – nicht zu früh und nicht zu kurz schneiden. Selbst eine normale Wiese ist schon ein Lebensraum für Tiere. Eine zu kurz geschnittene Wiese vertrocknet ruckzuck und hat dann ein Wüstenklima für die Lebewesen. Man kann auch Wildkräuter, Gänseblümchen und Löwenzahn im Rasen wachsen lassen oder kleine Inselchen bilden, um die man dann immer herummäht. Das hat was.
Welche Pflanzen empfehlen sich?
Zierstauden sollte man eher nicht in den Garten setzen, dann lieber Wildblumen und Kräuter. Auch Schneeglöckchen, Narzissen und Krokusse sind insektenfreundlich. Auch Minze, Melisse und Veilchen sind gut. Wenn man diese Pflanzen hat, wirkt sich das spürbar aus. Da hat man schnell die totale Artenvielfalt in seinem Garten. Im Herbst sollte man nicht alles zurückschneiden, sondern im Winter als Lebensraum belassen. Es reicht der Rückschnitt im Frühjahr. Ein Garten muss nicht immer so aufgeräumt sein. Ich würde immer darauf achten, dass ich heimische Pflanzen wähle.
Gibt es im Garten überhaupt Unkraut und Schädlinge?
Für mich nicht. Es sind Nützlinge. Wenn Pflanzen sich dagegen nicht behaupten, stimmt vielleicht der Standort nicht. Da hilft dann auch keine Chemie. Man kann aber auch ein wenig einwirken, in dem man andere Nützlinge ansiedelt, die den vermeintlichen Schädling verdrängen. So etwas muss natürlich mit Vorsicht und Augenmaß passieren.
Was halten Sie von Vogelhäuschen oder Insektenhotels?
Unbedingt. Wenn man solche Angebote im Garten für Tiere macht, werden sie irgendwann auch angenommen. Wie lange das dauern wird, kann man nie sagen. Aber die Tiere kommen. Auch ein Reisighaufen im Garten wird gerne als Lebensraum von bodennahen Vögeln aufgesucht.
Wie kann man das Bewusstsein für einen nachhaltigen Garten wecken?
In der Familie geht das natürlich gut. Wenn man mit Kindern etwas zusammen macht, vielleicht etwas baut und pflanzt und dann die Natur beobachtet, ist das schön für die Familie. Da kann man viel über die Natur lernen. Für Erwachsene gibt es inzwischen viele Kurse – viele Initiativen bieten so etwas an.
Nicht alle Menschen haben einen eigenen Garten. Was können die tun?
Man kann sich die Pflanzen ja auch im Blumenkasten ziehen. Das funktioniert ja sogar mit Gemüse auf der Fensterbank oder auf dem Balkon.
Was ist mit Obstbäumen?
Auch die darf man ruhig mal etwas natürlicher wachsen lassen. Klassische Bäume müssen aber zurückgeschnitten werden, ansonsten geht es auch natürlicher zum Beispiel beim Holunder. Der Umgang mit Fallobst im Garten hängt von der Größe des Gartens ab. Ist er klein und Kinder spielen im Garten, muss das Fallobst wegen der Wespen sicher weg. Ansonsten kann das Fallobst ja auch in einem kleinen umzäunten Bereich natürlich belassen bleiben, während es sonst weggeräumt wird.
Ist ein nachhaltig gestalteter Garten etwas für Jedermann?
Grundsätzlich ja, doch muss sich jeder genau überlegen, wie er seinen Garten nutzen möchte. Dann muss man schauen, was sinnvoll machbar ist ohne den Nutzwert für den Garten zu reduzieren. In einem vielfältigen Garten ist es jedenfalls immer schön zu gucken, was passiert.
Gewinnspiel
Schulen, Vereine und Kitas erhalten/ erhielten zur Projektförderung der Bürgerstiftungen eine E-Mail. Anträge können per Mail an info@buergerstiftung-arnsberg.de oder info@buergerstiftung-sundern.de gestellt werden. Wer sich mit seinem Garten an dem Wettbewerb „Zukunft pflanzen“ beteiligen will, meldet sich bei Martin Haselhorst, m.haselhorst@westfalenpost.de
Die Westfalenpost verlost gemeinsam mit der Sparkasse Arnsberg/ Sundern vier „Zukunft pflanzt“-Starterpakete. Wer diese gewinnen will, schickt eine Mail an gewinnspiel-arnsberg@westfalenpost.de
Text: Westfalenpost – M. Haselhorst
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