Nachhaltige Geldanlagen werden populär

Nachhaltige Geldanlagen werden populär

Nachhaltigkeit, Ethik und Ökologie: Immer mehr Menschen berücksichtigen das auch in ihrer Geldanlage. Doch wie misst man eine solche Vielfalt an Meinungen und Weltanschauungen in Bezug auf Finanzen? Gibt es überhaupt einheitliche Kriterien, mit denen man Nachhaltigkeit in Finanzprodukten messen kann?

Die Summe nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland erreichte in den vergangenen Jahren neue Rekorde. Im Untersuchungszeitraum 2018 kletterte sie auf 219 Milliarden Euro, so der Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Nachhaltige Fonds und Mandate verzeichneten ihr größtes Wachstum seit Beginn der Erhebung und legten um 41 Milliarden Euro zu. Damit erreichen sie einen Marktanteil von 4,5 Prozent.

Das Thema Nachhaltigkeit hat die Finanzbranche längst erreicht. Doch wie weiß ein Anleger, ob ein Finanzprodukt tatsächlich ökologisch ist oder ob es sich nur um ein grünes Etikett handelt? Eines ist klar: Einen einheitlichen Standard gibt es noch nicht. Die Kriterien legen die Anbieter selbst fest. Diese müssen sich daher bemühen, dem Anleger offenzulegen, dass etwa problematische Branchen oder Tätigkeitsfelder wie Rüstung, Waffen oder Atomenergie ausgeschlossen werden. Dennoch werden immer neue Regeln aufgestellt, die die Nachhaltigkeit in Unternehmen messen sollen. So haben sich bereits verschiedene Standards etabliert.

ESG-Kriterien: der nachhaltige Dreiklang

Der Markt der nachhaltigen Geldanlagen ist breit gefächert und schwer zu durchschauen. Umso wichtiger ist es, dass der Anleger seriöse ökologische Ziele der Finanzprodukte von Anlageprodukten, die einfach nur als grün gelabelt werden, unterscheidet. Dabei helfen zum Beispiel die sogenannten ESG-Kriterien. ESG steht für Environment (Ökologie), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). Das heißt:

  • Environment: In diesem Bereich werden etwa Energie- und Wasserverbrauch, Umweltverschmutzung oder Müllproduktion eines Unternehmens bewertet und unter anderem geschaut, wie es sich für den Klimaschutz einsetzt.
  • Social: Eine essenzielle Rolle spielt in diesem Sektor die Einhaltung von Menschenrechten oder Arbeitsbedingungen, aber auch die Innovationskraft und das Management der Lieferkette.
  • Government: Gemessen werden hier die Aktivitäten von Geschäftsführung, das heißt, ob sie langfristige Erträge dem schnellen Gewinn vorzieht und wie transparent sie ihre Vergütung und Zukunftspläne kommuniziert. Auch der Umgang mit den Anteilseignern ist hier wichtig.

Nachhaltigkeit: ein Begriff, viele Auslegungen

Nur: Was genau heißt Nachhaltigkeit? In erster Linie bedeutet es, verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen und die Bedürfnisse und Wünsche der Gegenwart so zu befriedigen, dass die künftigen Generationen auch ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche befriedigen können. Deshalb hat der deutsche Fondsverband BVI schon im Jahr 2012 „Leitlinien für verantwortliches Investieren“ eingeführt. Die Mitglieder des Verbandes verpflichten sich demnach, interne Regeln für den Umgang mit völkerrechtlich verbotenen oder international geächteten Produkten und Geschäftspraktiken zu entwickeln und einzuhalten. Darüber sind sie verpflichtet, weitere Kriterien zum verantwortlichen Investieren in ihre Investmentprozesse einzubeziehen. Dazu gehören beispielsweise die UN-Prinzipien für verantwortliches Investieren („UN Principles for Responsible Investment“).

In Finanzgeschäften stand früher überwiegend die Rendite im Vordergrund – nicht selten ungeachtet ihrer Folgen für die Realwirtschaft, die Gesellschaft und die Umwelt. Das klassische „magische Dreieck“ der Kapitalanlage sah Nachhaltigkeit nicht vor. Was zählte, waren Rendite, Risiko und Liquidität. Inzwischen ist es in der Finanzbranche jedoch üblich, ökologische und soziale Kriterien sowie Fragen einer guten Unternehmensführung (ESG) zu berücksichtigen. Sie gibt immer mehr Maßstäbe für Nachhaltigkeit vor, indem sie etwa die stetige Ausbreitung von ESG-Standards vorantreibt, die sie selbst entwickelt hat und freiwillig anwendet.

Aktionsplan der EU

Momentan erlässt die EU Regeln für nachhaltiges Investieren. Das Ziel: Die EU-Wirtschaft soll bis 2050 klimaneutral sein. So sollen etwa Kapitalströme gelenkt werden, um nachhaltige Wirtschaftsbereiche und Produktionsverfahren zu unterstützen. Mit dem Aktionsplan „Nachhaltige Finanzierung“ möchte die EU eine einheitliche Kennzeichnung für Anlageprodukte entwickeln. Die ersten Schritte sind bereits getan und Entwürfe vorgelegt worden.

Foto: DSV

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