Sigmar Gabriel beim Sparkassen-Dämmerschoppen

Sigmar Gabriel beim Sparkassen-Dämmerschoppen

Hoher Besuch beim diesjährigen Sparkassen-Dämmerschoppen: Sigmar Gabriel (zweiter von rechts) zusammen mit Ernst-Michael Sittig (Vorstandsvorsitzender), Jürgen Schwanitz (Vorstandsmitglied) und Nicole La Noutelle (zukünftiges Vorstandsmitglied)

Es weht ein Hauch von Berlin durch Arnsberg, wenn ein ehemaliger Spitzenpolitiker wie Sigmar Gabriel zu Besuch kommt. Der ehemalige Bundesvorsitzende der SPD war der prominente Gastredner unseres diesjährigen Dämmerschoppens und zog die Massen förmlich an. Alle Sitzplätze im Neheimer Kaiserhaus waren restlos belegt.

Ernst-Michael-Sittig, Vorstandsvorsitzender unserer Sparkasse, begrüßte die rund 330 Gäste. Doch bevor er Sigmar Gabriel die Bühne überlies, nutze Sittig die Gelegenheit sich von den anwesenden Kunden zu verabschieden. Dabei blickte er auf mehr als 20 Jahre Vorstandstätigkeit in unserer Sparkasse zurück, in denen viele Herausforderungen gemeinsam gemeistert wurden. Für Ernst-Michael Sittig war es der letzte Dämmerschoppen als Vorstandsvorsitzender, da er auf eigenen Wunsch zum 01. April in den Ruhestand treten wird.

Der Abend stand unter der Überschrift „die neue Welt-Unordnung“. Die vielen globalen Krisenherde und der weiter andauernde Ukraine-Krieg führen zu weitreichenden Folgen und machen sich auf unterschiedlichster Art bemerkbar. Sigmar Gabriel hob hervor, dass sich die gewohnte Weltordnung verändere und sich die weltweiten Machtachsen verschieben. Grund genug für den ehemaligen Vizekanzler, die Sachlage ein wenig genauer zu skizzieren.

Chinas steigende Wirtschaftsmacht würde von den USA als große Bedrohung angesehen, was dazu führe, dass sich die Vereinigten Staaten vermehrt darauf konzentrieren, nicht an wirtschaftlicher Macht zu verlieren. Gleichzeitig bringen sich Länder wie Russland oder die sogenannten „Dritte-Welt-Länder“ in Stellung, um an globaler Bedeutung zu gewinnen. Dies führt Gabriel vor allem auf die sich ändernde Verteilung der Weltbevölkerung zurück. So hätten die Europäer und Amerikaner vor rund 60 Jahren noch 30 Prozent der Weltbevölkerung ausgemacht, 2050 werden sie gemeinsam nur noch 10 Prozent der rund 10 Mrd. Menschen darstellen. Allein in Asien werde der Anteil der Weltbevölkerung mit 5,3 Mrd. Menschen dann mehr als die Hälfte ausmachen. Bei derartigen Verschiebungen sei es schwierig, anderen Staaten und Kulturen unser Bild einer geordneten Weltanschauung zu vermitteln und diese hiervon zu überzeugen. Unsere westlich geprägte Wahrnehmung der vergangenen 600 Jahre verkomme somit zu einer Minderheitenwahrnehmung.

Der ehemalige Bundesaußenminister ist sich sicher, dass die Welt in den kommenden zehn Jahren darum ringen werde, wie die neue Weltordnung aussehen soll. Einzelne Länder wollen sich in bessere Positionen bringen und vermehrt auf Nationalismus setzen, anstatt gemeinsame Aufgaben wie die Klimakrise anzugehen. Dies würde jedoch zum ökonomischen Problem für Deutschland, weil unser Land wie kein anderes davon abhängt, dass wir in der internationalen Volkswirtschaft vernetzt sind. Je stärker sich die Welt renationalisiert, je mehr neue Handelsbarrieren und militärische Konflikte entstehen, desto schwieriger ist es für Deutschland, sein ökonomisches Modell aufrechtzuhalten.

Machtverschiebungen auf der Welt führten somit zu enormen Auswirkungen für Deutschland, dessen Industrie und den Wohlstand in Europa. Deshalb könne Deutschland diese Herausforderungen auch nicht alleine meistern, sondern nur gemeinsam als vereintes Europa. Wir Europäer müssen in Zukunft strategischer denken, Risiken abwägen und diese eingehen. So seinen unsere Werte zwar wichtig, unsere wirtschaftlichen Interessen aber auch. Europa stehe vor einem schwierigen Balance-Akt.

Auf die Frage aus dem Publikum, was ihn persönlich für die Zukunft optimistisch stimme, entgegnete Sigmar Gabriel pragmatisch, dass wir Menschen zu ungeheurem zu leisten in Stande seien, auch wenn vieles dagegensprechen würde. So führte er exemplarisch den Zusammenschluss Europas zur europäischen Union an, obwohl wenige Jahrzehnte zuvor noch an selber Stelle der zweite Weltkrieg herrschte. Ein Beweis dafür, was möglich sei, wenn Menschen aufeinander zu gingen. Darauf hofft er auch bei dem anhalten Ukrainekrieg, bei dem der Politexperte derzeit noch keine Anzeichen für ein schnelles Ende erkennen kann.

Nach rund 90 Minuten erhielt Sigmar Gabriel lautstarken Applaus für seinen kurzweiligen und aufklärenden Vortrag. Jürgen Schwanitz, der zum 01. April den Vorsitz des Vorstandes übernehmen wird, dankte Siegmar Gabriel für seine Ausführungen und leitete zum gemütlichen Teil des Abends über. Hier nutzten die Gäste im Nachgang bei schönem Ambiente in den Räumen des Kaiserhauses die Möglichkeit, sich untereinander und mit unseren Mitarbeitenden auszutauschen. Nicole La Noutelle, die im April unseren Vorstand vervollständigen wird, war ebenfalls vor Ort und lernte erste Kunden, Gäste und Vertreter der Politik kennen.

Foto und Text: Sparkasse

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