Wo Chemie streng verboten ist

Wo Chemie streng verboten ist

Dieter und Bärbel Sterenborg setzen bei der Bekämpfung von Insektenbefall und der Pflanzenpflege allein auf natürliche Methoden

Ein trauriges Stichwort: „Bienensterben“. Das ist die Folge der chemischen Keulen, die rigoros in der Landwirtschaft, aber auch – natürlich im weit geringerem Maß – in nicht wenigen Privatgärten eingesetzt werden. Mit teils irreparablen Konsequenzen. Für die Insekten und in erster direkter Folge für die Vogelwelt, der so eine überlebenswichtige Nahrungsquelle verlorengeht. Doch das muss nicht sein.

Es geht auch ohne Chemie. Weiß der bekannte Hüstener Hobbygärtner Dieter Sterenborg, für den Pestizide und Herbizide absolut tabu sind. Der Verzicht auf jegliche Chemie, sagt Sterenborg, „ist doch ganz einfach: Man vergisst zum Beispiel das Wort Unkraut, weil es nur Wildkräuter gibt, von denen sogar viele essbar sind. Mit dieser Einstellung geht man ganz anders und vor allem vorsichtiger mit den Pflanzen um.“ Denn die langjährigen Erfahrungen von Dieter und Bärbel Sterenborg, die mit ihrem 870 Quadratmeter großen Garten am kommenden Sonntag zum sechsten Mal an den „Offenen Gärten im Ruhrbogen“ teilnehmen, sind: „Chemische Mittel sind teuer, bringen nichts und sie sind pures Gift.“

Deshalb setzen sie auf sanfte, natürlich Methoden, ist ihnen mal eine Pflanze im Weg. Zum Beispiel Girsch: Diesen könne man aufgrund der langen Wurzel nur sehr schwer dauerhaft entfernen. „Selbst ein einziger zurückbleibender Millimeter dieser Pflanze löst neues Wachstum aus.“ Sein Tipp: „Den Girsch mit einer Folie abdecken, dann ist er schnell weg.“ Und ob man Löwenzahn und Gänseblümchen unbedingt entfernen müsse, das sei ebenfalls eine Frage. Schließlich seien diese Pflanzen essbar und würden in einem Salat durchaus gut schmecken.

Unkraut ist ein Unwort. Deshalb rät das Ehepaar Sterenborg Gartenfreunden, sich ein Kräuterbuch anzuschaffen und damit den eigenen Garten zu durchforsten. „Dann wird man viele Dinge neu entdecken.“ Und das Wort Unkraut aus dem Sprachschatz streichen. So habe eine Kräuterexpertin im Sterenborg’schen Garten 17 verschiedene Kräuter entdeckt, die sich auch für Pflege- und Wundbehandlungen verwenden ließen.

Eine weitere Erfahrung sei aber auch: Wenn auswüchsige Pflanzen wie Ackerwinde oder Klettkraut zu entfernen seien, genüge allein ein Lockern der Wurzeln, um diese dann dem Boden zu  entnehmen.“ Ein Abreißen dagegen sei kontraproduktiv: „Dann explodiert das Wachstum förmlich.“ Und: Diese entfernten Pflanzen nicht in die Grüne Tonne geben, sonst verbreite sich deren Samen über den aus dem Bio-Abfall produzierten Mulch.

Und wer den Rosenrost an dieser Edelblume hat, auch für den wissen Dieter und Bärbel Sterenborg Rat: alle Blätter abreißen und ab damit in den Hausmüll. Auch die auf dem Boden liegenden Blätter seien unbedingt so zu entsorgen. Wolle man der Gartenerde etwas Gutes tun, empfiehlt Dieter Sterenborg sogenannte Bodenaktivatoren. Das sind Düngemittel auf Biobasis, „die keinerlei Tiere schädigen und die in jedem guten Fachgeschäft zu bekommen sind“. Diese Aktivatoren würden mit langfristiger Wirkung die Bodenstruktur stärken und damit das Wachstum anregen. „Und das ohne jegliche Chemie.“

Wie sieht es aber beim Befall mit Blattläusen aus? Früher sei der Marienkäfer deren größter Feind gewesen, aber den gebe es heute kaum noch. „Daher habe ich oft Tontopfe in die Bäume gehängt, damit sich darunter Ohrenkneifer als Feind der Blattläuse Nester bauen können.“ Aber auch der Ohrenkneiferbestand gehe immer weiter zurück. Auch eine Folge der chemischen Keulen. Ein gutes Hausmittel gegen Schädlinge sei aber Brennnesselsud. „Brennnesseln in einen Eimer Wasser packen und gären lassen. Das ist relativ mühelos zu bewerkstelligen.“ Doch, weiß Dieter Sterenborg, nicht jedermanns Sache. „Denn der Sud stinkt.“ Aber hilft.

Und noch ein Tipp aus Expertenmund: Derzeit unterwegs sei wieder der Kohlweißling, der seine Eier mit Freude auf junge Pflanzen ablege, „die in dieser Zeit für die Gartenbepflanzung eingekauft werden“. Dies lasse sich leicht unterbinden: „Wie in den Erdbeerplantagen zum Schutz ein Vlies über die jungen Pflanzen legen – und der Kohlweißling hat keine Chance.“ Insektenfreundlich anpflanzen Grundsätzlich sei es von Vorteil, wolle man Schädlinge möglichst fernhalten, zum Beispiel im Gemüsegarten gemischt zu pflanzen. „Immer abwechselnde Reihen von Porree, Möhren oder Sellerie einsetzen, dann helfen sich die Pflanzen gegenseitig bei einem Befall.“ Was übrigens gleichermaßen auch für Stauden in einem Wildgarten gelte.

Wolle man als Hobbygärtner einen aktiven Beitrag zur Reduzierung des Insektensterbens leisten, sei es dringend zu empfehlen, Blumen und Sträucher anzupflanzen, „die bienen- und Insektenfreundlich sind. Damit diese Tiere Nahrungsquellen finden“. Pflanzen wie Geranien oder Steifmüttermütterchen sei da übrigens ungeeignet.

Das beispielhafte Handeln des Ehepaares Dieter und Bärbel Sterenborg, das seinen Garten ohne Chemie in ein Paradies verwandelt hat, zeigt, dass es im Garten auch ohne den Einsatz jeglicher chemischer Keulen funktionieren kann.„Man muss sich nur die Mühe machen,“weiß Dieter Sterenborg, „und auch immer regelmäßig hinter der anfallenden Arbeit her sein.“

Gewinnspiel

Schulen, Vereine und Kitas erhalten/ erhielten zur Projektförderung der Bürgerstiftungen eine E-Mail. Anträge können per Mail an info@buergerstiftung-arnsberg.de oder info@buergerstiftung-sundern.de gestellt werden. Wer sich mit seinem Garten an dem Wettbewerb „Zukunft pflanzen“ beteiligen will, meldet sich bei Martin Haselhorst, m.haselhorst@westfalenpost.de 
Die Westfalenpost verlost gemeinsam mit der Sparkasse Arnsberg/ Sundern vier „Zukunft pflanzt“-Starterpakete. Wer diese gewinnen will, schickt eine Mail an gewinnspiel-arnsberg@westfalenpost.de

Foto und Text: A Gieseke  Westfalenpost

 

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